Kann denn Mode fair sein?

Die globale Textilindustrie kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen. Standen vor einem Jahr mit dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangla Desh die baulichen Mängel im Mittelpunkt, die zu vielen Toten und Verletzten führten, so sind es immer wieder die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, die uns schockieren. Inzwischen gehen auch die Textilarbeiter_innen auf die Straße und protestieren gegen die Arbeitsverhältnisse in den Fabriken. Sie fordern die Einhaltung von Arbeitsnormen und eine gerechte Entlohnung. Und erst kürzlich fanden Kundinnen in Großbritannien eingenähte Hilferufe von Textilarbeiter_innen in ihren Billigkleidern: "zur Arbeit bis zur Erschöpfung gezwungen" und "erniedrigende Bedingungen in einem Ausbeuterbetrieb" war auf den Wäschezeichen zu lesen.

Zu der Fragestellung "Kann denn Mode fair sein?" diskutierten Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero und Rolf Heimann, Leiter CR bei Hess Natur, am 24. Juli 2014 in der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Göttingen, moderiert von Thorsten Bothe von Brot für die Welt. Sie analysierten das Konzept einer fairen Wertschöpfungskette. Außerdem ging es um die Möglichkeiten von Verbraucher_innen die Durchsetzung von besseren Arbeitsstandards zu erreichen und welche Alternativen es am Beispiel von Hess Natur bereits gibt.

Nach einem kurzen Einblick in ihre Arbeit nahmen sie Stellung zu den Arbeitsbedingungen in Textilfabriken weltweit. Laut Maik Pflaum sind Arbeitsrechtsverletzungen die Regel und besonders in punkto Lohnfrage und Arbeitszeit sind die bestehenden Diskrepanzen so gravierend, dass selbst menschliche Grundbedürfnisse missachtet werden. Zudem sehe er erhebliche Probleme in der Gebäudesicherheit und im Brandschutz der Textilfabriken, welche größtenteils mit mangelhaft zu bewerten seien.

Rolf Heimann stellte die Problematik der Verbilligung der Produktion in den Mittelpunkt und die damit einhergehende Angst der Produktionsländer, Aufträge zu verlieren, sollten sich kostengünstigerer Produktionswege in anderen Ländern ergeben. Zudem wünsche er sich ein Label, das sowohl Sozialstandards als auch ökologische Produktionskomponenten vereine. Er sei optimistisch, da das Bewusstsein bei Verbrauchern und Unternehmen zunehme und die "Entwicklungen exponentiell wachsen" würde.

Maik Pflaum ist Referent für Entwicklungspolitik bei der Christlichen Initiative Romero (CIR) und arbeitet seit 1996 zum Thema Arbeitsrechte in der Bekleidungsindustrie. Durch direkte Kontakte zu Textilarbeiterinnen kann die CIR immer wieder über konkrete Arbeitsbedingungen berichten.

Rolf Heimann leitet den Bereich CR Corporate Responsibility bei Hess Natur. Der Versandhändler ist seit 2005 Mitglied der Fair Wear Foundation, die die Einhaltung von Sozialstandards überprüft. Hess Natur bezieht Textilien unter anderem aus China, Indien, Thailand und Bangla Desh.

Thosten Bothe ist Brot-für-die-Welt-Beauftragter im Kirchenkreis Göttingen und arbeitet in der Fairtrade-Steuerungsgruppe in Göttingen mit. Diese koordiniert Aktionen zum Fairen Handel in Stadt und Landkreis Göttingen und hat die Auszeichnung von Stadt und Landkreis mit dem Fairtrade-Titel organisiert.

Die Diskussionsveranstaltung wurde von Ecapio aufgezeichnet. Den Mitschnitt finden Sie hier.

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