Roma Center e.V.
Das Roma Center ist eine migrantische Selbstorganisation, die 2006 von Roma aus Ex-Jugoslawien gegründet wurde. Der Verein hat seinen Sitz in Göttingen, wir arbeiten jedoch bundesweit und international. Zentrale Handlungsfelder sind politische Bildung, Antidiskriminierung und Empowerment. Wir fördern das Empowerment von Roma für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und unterstützen sie in sozialen, rechtlichen und humanitären Angelegenheiten, dazu zählt z.B. die Beratung und Unterstützung von Roma bei Diskriminierung und rassistisch motivierter Gewalt, sowie im Bereich Aufenthalt.
Seit 2010 arbeitet das Roma Center im Bereich des Gedenkens an die Opfer des Porajmos und organisierte seit 2011 fünf Jahre lang internationale Treffen in der Gedenkstätte Auschwitz, traditionell am 2. August, an dem 1944 mehr als 4000 Roma in Auschwitz ermordet wurden. Seitdem setzen wir uns für die Anerkennung des 2. August als Holocaust-Gedenktag der Roma ein.
Ein wichtiges Thema unserer Arbeit ist der Kosovo-Krieg und die Vertreibung von 150.000 Roma aus diesem Gebiet. Nach mehr als 600 Jahren Kultur haben die Roma aus dem Kosovo ihre Häuser und ihren Besitz verloren. Jetzt leben die Vertriebenen in den Nachbarländern und in Westeuropa. Deshalb organisieren wir regelmäßig Forschungsreisen in die Länder des ehemaligen Jugoslawiens, aber auch in andere europäische Länder, um ihre Situation zu erforschen.
Deutschland, von dem der Porajmos ausging, hat bis heute keine Verantwortung übernommen. Abschiebungen von Roma, die vor den Kriegen in Jugoslawien geflohen sind, und ihren Kindern, finden immer noch regelmäßig statt. Viele geflüchtete Roma leben seit Jahren oder gar Jahrzehnten nur mit dem Status der Duldung. Ihre hier geborenen Kinder wachsen in einer Situation permanenter Unsicherheit auf, was sich sehr negativ auf ihre Gesundheit und ihre Zukunftsaussichten auswirkt. Sie werden in Länder abgeschoben, die sie nicht einmal kennen und deren Sprache sie nicht sprechen.
Seit vielen Jahren macht das Roma Center die Bundesregierung auf die Situation der Roma im Kosovo aufmerksam. Immer wieder betonen wir, dass es dort keine Strukturen für Roma gibt, dass es für sie keinen Ort mehr gibt, an den sie zurückkehren können. Dass sie in einem Teufelskreis der zirkulären Migration gefangen sind. Wir unterstützen die Roma in ihrem Bleiberecht und unterstützen abgeschobene Roma, denn ohne die Unterstützung von Familie und anderen Menschen aus dem Ausland könnten sie kaum überleben.
Das fehlende Bleiberecht und die Abschiebungen von Roma sind ein Thema, das in Deutschland wenig Solidarität erfährt. Das Problem wird von der Politik weitgehend ignoriert. Deshalb fordert das Roma Center seit Jahren, dass sich die Politik auch für diese Menschen einsetzt. Das Roma Center ist die einzige Organisation in Deutschland mit diesem Schwerpunkt. Im Jahr 2009 hat das Roma Center die bundesweite Initiative alle bleiben! ins Leben gerufen, um auf allen Ebenen für das Bleiberecht der Roma in Deutschland zu kämpfen.
Mit dem Roma Antidiscrimination Network (RAN) hat das Roma Center ein bundesweites Netzwerk gegen Rassismus und Diskriminierung von Roma aufgebaut. Wir unterstützen Roma in Fällen von Diskriminierung und veröffentlichen Fälle von Diskriminierung, über die sonst niemand schreibt. Mit vielen anderen Organisationen organisieren wir regelmäßig Konferenzen, Podiumsdiskussionen und ähnliches. Wir führen Schulungen, Fortbildung und Workshops im Bereich der Antidiskriminierung für Behörden, Organisationen und auch alle anderen durch. RAN wurde mittlerweile auch in Serbien etabliert.
Das Roma Center ist Mitbegründer des Bundes Roma Verbandes, dem Dachverband der migrantischen Roma in Deutschland, in dem sich mehrere Roma-Organisationen zusammengeschlossen haben. Der Fokus des BRV liegt auf dem Thema Bleiberecht und der Verbesserung der Situation der Roma in Deutschland. Der BRV stellt regelmäßig Forderungen an die Regierung, um die Situation der Roma in Deutschland zu verbessern.