SUPER.MARKTMACHT - Wie lassen sich Sozialstandards im internationalen Handel durchsetzen?

Jan Fragel, Moderator, Prof. Stephan Klasen, Professor für Wirtschaftslehre und Entwicklungsökonomie, Bettina Burkert, Mitarbeiterin von BanaFair und Hans Joachim Rambow, Geschäftsführer des Handelsverbades Niedersachsen-Bremen

Am Dienstag, den 6.10.2015 diskutierten Hans Joachim Rambow, Geschäftsführer des Handelsverbandes Niedersachsen-Bremen, Bettina Burkert, Mitarbeiterin von BanaFair und Prof. Stephan Klasen, Professor für Wirtschaftslehre und Entwicklungsökonomie an der Universität Göttingen darüber, wie sich Sozialstandards im internationalen Handel durchsetzen lassen und welche Akteure der Weltwirtschaft die größte Marktmacht haben.

Moderator Jan Fragel führte zunächst mit einer kurzen Präsentation in das Thema des globalen Handels und der Unternehmensverantwortung ein. Bettina Burkert berichtete, dass BanaFair mit Kleinbauern arbeite und für ca. 4 Mio. Familien stehe; die fair gehandelten Bio-Bananen kommen von der Kooperative UROCAL in Ecuador. Burkert unterstrich die Bedeutung von Transparenz im Fairen Handel und die Notwendigkeit von Aufklärungs- und Bildungskampagnen, damit Verbraucher_innen die Möglichkeit zu verantwortungsvollem Einkaufen bekommen.
Hans Joachim Rambow vertrat den Einzelhandel in Niedersachsen und Bremen und verwies auf das Engagement vieler kleiner Einzelhändler, die nicht mit weiteren bürokratischen Auflagen belastet werden dürften. Gesetzliche Bestimmungen müssten realistisch bleiben. Er unterstützte die Forderung nach Transparenz im Handel, sah jedoch die Schwierigkeit des Nachweises insbesondere für kleine Einzelhändler.

Stephan Klasen wies grundsätzlich auf die Bedeutung von Handel für Entwicklungsprozesse in sogenannten Entwicklungsländern hin. Er bemängelte, dass die Fairtrade-Zertifizierung teuer sei und den Bauern keine Garantie für die Abnahme ihrer gesamten Erntemenge gebe. Auch würden die positiven Effekte der Fairtrade-Prämie erst bei einer Absatzmenge von 30 Prozent als fair gehandelte Ware zum Tragen kommen. Klasen sprach sich für Transparenz auf allen Ebenen des Welthandels aus, gab aber zu bedenken, dass Mindeststandards für Arbeiterinnen und Arbeiter nicht zu Importbeschränkungen in Europa führen dürften, die sich negativ auf sogenannte Entwicklungsländer auswirken würden.
Rambow hob die Rolle der Kundinnen und Kunden hervor. Mit ihren Kaufentscheidungen würden sie das Angebot im Supermarkt bestimmen. Bettina Burkert betonte, dass der Lebensmittelhandel stark konzentriert sei und dass die wenigen großen Supermarktketten ihre Marktmacht missbrauchen und einen enormen Preisdruck auf die Lieferanten ausüben würden. BanaFair fordert zusammen mit anderen europäischen Nicht-Regierungsorganisationen in der Kampagne „Make Fruit Fair“ strengere Regeln für den Lebensmitteleinzelhandel und ein Ende dieser unlauteren Handelspraktiken. Mit einer Unterschriftenaktion werden von der EU-Kommission entsprechend strengere Handelsregeln gefordert.

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