Elmar Gunkel

VERANTWORTLICH KONSUMIEREN

MIT BESTEM BEISPIEL VORAN!

Wie oft wundern wir uns, weshalb bei Schieflagen niemand handelt. Das fragte sich auch Elmar Gunkel. Deshalb engagiert sich der charismatische Geographie-Student bei JANUN. Dort organisiert er mit anderen Jugendlichen ehrenamtlich Veranstaltungen sowie Stadtrundgänge rund um die Themen Umwelt, Gesellschaft und Konsum. Der rote Faden der Aktionen: „Viele kleine Schritte von vielen einzelnen Menschen können die Welt (fair)ändern“. Es geht dabei um die globalen Zusammenhänge und unseren Anteil daran. „Wir wollen Impulse setzen zur Hinterfragung des eigenen Konsumverhaltens, hin zu alternativen Handlungen!“ Seine Leitfrage in diesem Zusammenhang: „Brauche ich das wirklich?“

Herr Gunkel, was ist das Besondere an JANUN?

„Wir engagieren uns auf breiter Ebene was das Aufzeigen von Konsumverhalten der Menschen betrifft. Der Faire Handel spielt hierbei eine elementare Rolle. Es gibt die ‚Konsumenschgruppe‘, die ‚Saatgutgruppe‘, und das ‚Projekt Nährboden Göttingen‘ (hier werden seit knapp 2 Jahren Gartenprojekterealisiert). JANUN ist Teil eines Netzwerkes in Niedersachsen – die BUND jugend ist auch mit dabei. Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Kernthema bei ‚Konsumensch‘ sind konsumkritische und weltbewusste Stadtrundgänge (bundesweites Projekt). Das Ziel ist, Orte von Konsum aufzusuchen und darüber zu sprechen. Start ist immer am Weltladencafé Göttingen. Seit diesem Winter gibt es zum ersten Mal eine Veranstaltungsreihe zum Thema Textilien und Konsum mit Filmvorführungen, Vorträgen und Kleidertauschparties.“

Was wünschen Sie sich für Fairen Handel?

„Ich finde es schwierig, dass sehr viele Produkte das Image von ‚fair‘ haben wollen, und ich frage mich, inwieweit die Menschen vor Ort auch wirklich davon profitieren. Viele Menschen denken, sie haben eine Art ‚Greencard‘ wenn sie ein gelabeltes, faires Produkt gekauft haben. Aber es sollte auch das Bewusstsein da sein, dass der Faire Handel ein Teil des Gesamten ist. Darüber hinaus sollte Fairer Handel sich auch nicht nur auf die Rohstoffherstellung sondern auf die ganze Handelskette beziehen.“

DOMINIK GOTTHARDT

VERANTWORTLICH KONSUMIEREN

MIT BESTEM BEISPIEL VORAN!

„Brauche ich das wirklich?“ diese Frage liegt Dominik Gotthardt, Geschäftsführer von EDEKA in Duderstadt, am Herzen. Der Kaufmann will, dass gesund gelebt und bewusst konsumiert wird im Sinne von „Nicht nur kaufen, sondern auch verbrauchen“. In seinem Geschäft kann der Kunde konventionelle, biologisch produzierte und fair gehandelte Produkte direkt miteinander vergleichen und sich bewusst entscheiden. So gibt es neben einem breiten GEPA-Sortiment seit 2014 keine Billigplastiktüten mehr an der Kasse. „Was wir heute tun, bekommen unsere Kinder ab – im Positiven wie im Negativen“, so Gotthardt. Durch die Kaufentscheidung Verantwortung für die Zukunft übernehmen hat sich Gotthardt auf die Fahnen geschrieben.

Herr Gotthardt, wie engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Wir legen z.B. im Programm „Gemüsebeete für Kids“ mit den Kindern Gemüsebeete an. So sehen die Kinder, wieviel Mühe es macht, Gemüse heranzuziehen um es ernten zu können. Das erhöht die Wertschätzung von Lebensmitteln, auch von Produkten aus dem globalen Süden. Auch unser „Fair Trade Aktionswoche mit Verkostung einmal im Jahr liegt mir sehr am Herzen, um die Kund_innen auf diese Produkte aufmerksam zu machen.“

Was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

„Es ist wichtig, dass die Standards für faire Produkte nicht zu weit runtergeschraubt werden und dass es weniger Siegel gibt, um den Siegeldschungel zu vermeiden. Ich vermisse auch Klarheit und Transparenz bei den Siegeln. Allgemein muss wieder stärker ins Bewusstsein der Konsument_innen rücken, dass man Lebensmittel nicht nur kaufen, sondern auch verbrauchen muss. Um etwas zu verändern, muss man selbst aktiv werden und sich und seinen Konsum immer wieder kritisch hinterfragen.“

Dr. Martin Rudolph

FAIR EINKAUFEN

AUF DIE INNERE HALTUNG KOMMT ES AN ...

Dr. Martin Rudolph sieht sich bei seiner Tätigkeit als Leiter der Geschäftsstelle Göttingen der IHK Hannover verbunden mit den Tugenden des ehrbaren Kaufmanns. Diesen entsprechen die Initiativen des Fairen Handels. Aus der Zeit als junger Student der Internationalen Landwirtschaft hat sich Rudolph Bewusstsein und Enthusiasmus im Herzen bewahrt. Heute hat er Spaß daran, Produkte aus Fairem Handel zu kaufen und vor allem zu verschenken. Als überzeugter Marktwirtschaftler glaubt er an die Macht der Verbraucher_innen. Was er sucht, findet er bei CONTIGO!

„Denn diese Initiativen erzeugen Aufmerksamkeit auf bestimmte Problemstellungen. Durch CONTIGO bin ich wieder auf Fairen Handel aufmerksam geworden. Ich kenne die Geschichte um CONTIGO und ich mag den Laden nebst all seinen Aktivitäten. Die Waren sind ansprechend dargeboten und das Kauferlebnis ist durchwegs sehr positiv. Hier kann ich „ich“ bleiben und trotzdem dabei sein!“

Herr Rudolph, warum engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Ideale sind dafür da, dass man sich an ihnen orientiert. Es geht nicht um Almosen, sondern um einen fairen Preis für eine Leistung die erbracht worden ist. Ich versuche ein respektvolles Miteinander zu leben; diesen Grundgedanken finde ich auch im Fairen Handel.“

Was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

„Die Grundprinzipien des Fairen Handels sollten generell stärker in der Wirtschaft beachtet werden. Auch uns Konsumenten sollte es etwas wert sein, dass ein Produkt, das wir kaufen, in bestimmter Form produziert wird. Ich glaube an die Macht des Verbrauchers: Wir können wählen und wir haben hier in Göttingen eine enorme Kaufkraft. Beim Konsum zählt die innere Haltung und die freie Entscheidung!“

Ralph Wüstefeld

Ohne Dogma entdeckt der Kunde hier neben einem breitgefächerten fairen Kaffee- und Teesortiment fair gehandeltes, ästhetisches Kunsthandwerk. Der Diplom-Kaufmann Ralph Wüstefeld setzt als Gesellschafter und Geschäftsführer von CONTIGO konsequent die Pionierarbeit der Gründer von CONTIGO, Ingo und Monika Herbst, nach dem Leitsatz „Fair ist, wenn alle gewinnen“ fort: Die Produzent_innen des globalen Südens und CONTIGO als direkter Handelspartner wachsen gemeinsam! Wüstefeld wünscht sich im Angebot der bisher 17 CONTIGO-Läden noch mehr Produkte, die einen täglich begleiten. Ein Besuch bei CONTIGO lohnt sich immer!

Herr Wüstefeld, wieso und wie vertreiben Sie fair gehandelte Produkte?

„Wir wollen die Lebensbedingungen der Menschen in Ländern verbessern, denen es nicht so gut geht wie uns. Je mehr wir in den CONTIGO-Läden verkaufen können, desto mehr können wir einkaufen und desto mehr Einkommen schaffen wir bei den Produzenten: Ca. 25% des Produktpreises bleibt bei den Produzenten. Einer unserer ersten Produzenten arbeitet mit Speckstein; innerhalb von 18 Jahren leben dort mittlerweile 500 Familien von der Arbeit für CONTIGO.

Dass die 10 Kriterien des Fairen Handels bei unseren Produkten eingehalten werden, sichern unsere Einkäufer bzw. unsere Produktscouts.“

Was wünschen Sie sich für Fairen Handel?

„Ich würde mir wünschen, dass unser Sortiment so erweitert wird, dass über den Nutzwert neue Kunden erschlossen werden können. Die Basis im Bereich von Gebrauchsgegenständen soll verbreitert werden wie z.B. mit Haushaltsgegenständen oder Handtaschen; fair gehandelte Dinge also, die einen täglich begleiten können.“

Friedrich Selter

WIE DER FAIRE HANDEL ENTSTAND

JUTE STATT PLASTIK

Am Anfang war die Jugendsozialisation der 1970er Jahre mit „Jute statt Plastik“, Getreidemühle der Schwester, Aktionsplakaten von „Brot für die Welt“, Bioläden... Gebürtig am Niederrhein unternahm Superintendent Friedrich Selter vor gut 34 Jahren seine allererste längere Autofahrt zur GEPA in Wuppertal, um dort fair gehandelte Artikel für den kirchlichen Adventsbasar zu kaufen die zum Teil von der Tante erworben wieder unter seinem Weihnachtsbaum landeten ... Heute ist die anfangs kleine, von kirchlichen Gruppen getragene Initiative für Fairen Handel die Top 3 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Kleinunternehmen“. Selter bewundert die visionäre Kraft und diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren, denn „ohne das wäre die Fair Trade Bewegung heute nicht das, was sie ist! Die Bewusstwerdung, dass unser Lebensstil Einfluss auf die Gerechtigkeit in der Welt und die Welternährung hat, ist für mich sehr prägend gewesen“. So setzt er auf Übernahme von Verantwortung für die globalisierte Welt z.B. durch geringen Fleischkonsum. Um jedoch gesellschaftliche Prozesse nachhaltig positiv zu beeinflussen, muss nach der Meinung von Selter da angesetzt werden, wo Lebensbedingungen von Kindernauch in Bezug auf Bildung verändert und verbessert werden.

Herr Selter, warum engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Was wir konsumieren, hat Auswirkung auf die Welt. Das war mir als Jugendlicher bereits klar. In den 80ern waren wir fast weiter als heute: Wir hatten ein großes gesellschaftspolitisches Interesse und Power. Recyclingpapier, keine Plastiktüten, fair gehandelter Tee und Kaffee waren damals bereits starke Themen. Dass der Faire Handel eine Grundvoraussetzung für ein friedliches und gerechtes Miteinander der Weltgemeinschaft ist, bleibt meine feste Überzeugung. Und dafür tragen wir alle Verantwortung.“

Gibt es für Sie ein Vorbild beim Engagement für fairen Handel?

„Das EPIZ leistet mit seinen Aktivitäten einen wichtigen Beitrag dazu, dass der Faire Handel immer wieder ins Bewusstsein der Konsument_innen rückt. Aber auch Geschäfte, wie Contigo oder die Handelsgesellschaft GEPA, von der ich schon als Jugendlicher für den Gemeindebazar Waren bezogen habe, finde ich vorbildlich.“

Wie schätzen Sie Ihre „Vorbildfunktion“ im Fairen Handel ein?

„Genauso wie andere große Institutionen haben auch wir als evangelische Kirche eine Vorbildfunktion. Mit unserem Verhalten geben wir manchmal mehr noch, als mit unserem Reden, Orientierung. Aber auch die Familien sind wichtig. Auch in Sachen Fairem Handel möchte ich mich für eine glaubwürdige Kirche einsetzen. Im Elternhaus lernen Kinder wichtige Grundwerte kennen. Und dazu gehört letztlich auch Gerechtigkeit und Fairness.“

Was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

„Ich wünsche mir mehr Übernahme von Verantwortung und zwar vom Handel und von den Verbrauchern. Wir leben in einer globalisierten Welt. Das bedeutet nicht nur, dass wir Produkte aus allen Erdteilen kaufen und genießen können, sondern das bedeutet global geteilte Verantwortlichkeit. Durch ausbeuterische Kinderarbeit hergestellte Produkte müssen aus unseren Geschäften verbannt werden. Den Produzent_innen im globalen Süden müssen für ihre gute Ware faire Preise bezahlt werden, mit denen sie ihre Familien ernähren können. Alles andere ist Raub und Ausbeutung.“

Birgit Schiersmann-Jordan

TRANSPARENZ IM FAIREN HANDEL

EINEWELTGEDANKEN ...

... werden im Weltladencafé Göttingen in ihrer reinsten Form gelebt. Als basisdemokratische Kooperative arbeiten dort alle Aktiven ehrenamtlich – so auch Birgit Schiersmann-Jordan seit 15 Jahren! Die lebenslustige Göttingerin fordert auf politischer Ebene Aufklärung über den Produktionsprozess bei jedem Produkt. Dieser Forderung kommt die Fair-Trade-Importorganisation EL PUENTE schon recht nahe – als Brücke (span.: el puente) zwischen Nord und Süd. Im Weltladencafé kann man nicht nur Lebensmittel aus aller Welt finden, sondern auch gemütlich Kaffee und Tee trinken.

Frau Schiersmann-Jordan, wie und seit wann sind Sie auf Fairen Handel aufmerksam geworden?

„Meine Tochter hat internationale Agrarwissenschaft studiert. So war sie sehr viel im Ausland, auch in Afrika. Dadurch habe ich mich intensiver mit Ländern des globalen Südens beschäftigt und auf meinen Reisen dort hin intensive Eindrücke gewonnen. Vor allem zu sehen wie schwierig es für die Familien in diesen Ländern ist, die Grundlagen für ihren minimalen Lebensstandard zu erwirtschaften, hat mein Konsumverhalten nachhaltig beeinflusst. “

Was wünschen Sie sich – für Fairen Handel?

„Ich wünsche mir zwei Dinge: Zum einen bessere Verbraucheraufklärung was die Siegel betrifft: So kann sich eine gesiegelte Ware „aus fairem Handel“ nennen, auch wenn der Anteil an fair gehandelten Zutaten nur 21% ausmacht. Produkte beispielsweise von EL PUENTE haben mindestens 51% fair gehandelte Zutaten. Meine zweite Forderung an die politische Ebene ist, dass auch der Produktionsprozess bei jedem Produkt nachvollziehbar sein sollte.“

 

Rolf-Georg Köhler

EINEWELTGEDANKEN ...

... teilt auch Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler. Er wünscht sich daher für Fairen Handel, dass wir als Konsument_innen der sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung gegenüber den Produzent_innen im globalen Süden gerecht werden. Rolf-Georg Köhler fordert ebenso Transparenz, wie fair Fair-Trade-Produkte wirklich sind. Fair Trade werde zunehmend zum Modelabel, bei dem Anspruch und Wirklichkeit oft weit auseinander lägen. Zudem beobachtet er, dass die „Verfallszeiten“ von Kleidung immer kürzer werden und die Menschen meinen, alle Lebensmittel entgegen den natürlichen Lebensrhythmen jederzeit kaufen zu können. Diese Tendenzen stehen Fair Trade als globaler Bewegung im Weg – ebenso wie die „Geiz ist geil“ – Mentalität vieler Konsument_innen.

Herr Oberbürgermeister, wieso engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Bei meinen Reisen habe ich Einblick in Prozessbedingungen in stark landwirtschaftlich geprägten Regionen gewonnen. Wenn ich dann überlege, dass ein fairer Lohn dort, hier bei der Preisfindung keinerlei Auswirkung hat, stelle ich fest: Nicht der Produzent ist der Gewinner, sondern in der Handelskette findet der Gewinn statt. Wenn Produzenten und Produzentinnen 365 Tage im Jahr arbeiten und trotzdem ihre Familie nicht ernähren können, dann stimmt offensichtlich im System etwas nicht! Diesem Missstand wirke ich entgegen, indem ich, soweit möglich, fair gehandelte Produkte kaufe, die mir schmecken und gefallen.“

Was wünschen Sie sich für Fair Trade?

„Ich wünsche mir, dass es für den Verbraucher nachvollziehbar ist, wieviel Fair Trade in einem fairen Produkt steckt. Allgemein müssen wir alle kritisch überlegen, wie wir und was wir konsumieren um überzeugt nachhaltig agieren zu können. Auch müssen soziale und wirtschaftliche Verantwortung wieder zusammengebracht werden; nur dann kann Gesellschaft funktionieren. Das gilt erst Recht für Produkte aus Ländern des globalen Südens. Ich wünsche mir, dass wir der Sozialen Verantwortung gegenüber den Produzenten als Konsumenten hier gerecht werden.“

Bernhard Reuter

FAIRER HANDEL – SICHERER HANDEL

WENIGER IST MEHR!

Landrat Bernhard Reuter ist bewusst, dass bei einer Änderung des Konsumverhaltens hin zu bewussterem Einkaufen Geduld gefragt ist und „dass es ein dickes Brett ist, das wir hier bohren“. Seit den 1970er Jahren und seit Reuter politisch denkt, ist die gerechte Partizipation der Bevölkerung in den armen Ländern am Weltwohlstand Thema. Dass der Landkreis fair geworden ist, erfreut den Flexitarier (Teilzeit-Vegetarier: Ernähren sich bewusst gesund und essen selten Fleisch – wenn, dann nur aus bekannter Herkunft bzw. aus artgerechter Haltung bzw. Wild) ebenso wie die Tatsache, dass die Themen Bio und Fair Trade auch im ländlichen Raum angekommen sind. „Bei bewusster Ernährung merkt man, dass das der Gesundheit gut tut. Bei Fair Trade tut es der Seele gut, nämlich zu wissen, dass die Produzent_innen unter guten Arbeitsbedingungen produzieren konnten, existenzsichernd entlohnt wurden und Kinderarbeit ausgeschlossen war.“

Herr Reuter, wie engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Ich kaufe fair gehandelte Produkte und freue mich, wenn ich fündig werde. In vielen Lebensmittelmärkten gibt es beispielsweise fair gehandelte Bananen. Jeder kann ohne großen Aufwand etwas für den Fairen Handel tun.“

Was könnte die Motivation der Bürger_innen erhöhen, Produkte aus Fairem Handel zu kaufen?

„Hilfreich sind Berichte, wie es in Ländern des globalen Südens aussieht. Das schafft ein Bewusstsein dafür, warum Fairer Handel notwendig ist und wie er den Produzenten vor Ort praktisch zugutekommt. Das muss man immer wieder zeigen und erklären.“

Was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

„Ich wünsche mir, dass noch mehr Geschäfte und Restaurants Fair Trade Produkte anbieten und dass Fair Trade ein vorrangiges Kriterium bei Auswahlentscheidungen wird. Auch wenn es bei vielen Konsumartikeln kaum möglich sein wird, dass der Handel sie zum Großteil aus dem Fairen Handel bezieht, könnte jeder in seinem Bereich darauf achten. Produkte wie Kaffee, Kakao, Bananen, Blumen und Rohrohrzucker sind mühelos aus Fairem Handel zu kaufen.“

VERONIKA FRELS

HANDELSWEGE: BIO – REGIONAL – FAIR

DIE MENSCHLICHKEIT ZÄHLT!

„Wo kommt das Kleidungsstück her?“ fragt eine Kundin im Kaufhaus. Das könnte Veronika Frels gewesen sein. Die tierliebe bayrische Göttingerin beschäftigt sich beruflich mit Immobilien, ehrenamtlich treibt sie als Vorsitzende des Fördervereins für Palliativmedizin an der Uni Göttingen große und kleine Projekte voran. Zudem engagiert sie sich aus dem Gefühl der Gerechtigkeit heraus für Fairen Handel. Wertschätzung und Menschlichkeit werden bei Frels groß geschrieben. So kauft sie bei Bio-Bauer Boyer, auf dem Wochenmarkt, bei CONTIGO, immer wenn möglich regionale Produkte und aus Fairem Handel. „Auch wenn es grausam ist, aber man kann gar nicht genug aufrüttelnde Reportagen über Tierhaltung und Produktionsweisen weltweit zeigen. Vielleicht essen die Menschen dann weniger und bewusster Tierprodukte und nehmen mehr regionale Angebote, auch an Gemüse und Obst, wahr.“

Frau Frels, wieso unterstützen Sie den Fairen Handel?

„Aus dem Gefühl der Gerechtigkeit heraus. Ich habe gelesen, unter welchen Arbeitsbedingungen Produkte aus fernen Kontinenten hergestellt werden. Ich vertraue dem Fairen Handel: Er garantiert gerechte Bezahlung, stellt sich gegen ausbeuterische Kinderarbeit und der Anbau ist kontrolliert. Gerade das unkontrollierte Spritzen der Plantagen ist gruselig. Fairer Handel bedeutet für mich aber auch, dass die Bauern hierzulande für ihre Produkte angemessen bezahlt werden und die artgerechte Tierhaltung. Ich bin Marktgängerin, kaufe Produkte aus Fairem Handel und ich sensibilisiere mein näheres Umfeld für dieses Thema. ‚Veggitag‘ find ich supertoll und mache ich selbst regelmäßig. Wertschätzung und Menschlichkeit generell sind sehr wichtig für mich.“

Was wünschen Sie sich für Fairen Handel?

„Ich achte auf Labels, bin aber oft verunsichert. Im Internet zu recherchieren ist mir zu kompliziert. Das könnte besser sein. Ich wünsche mir, dass Verkäufer_innen sensibilisiert und informiert sind, woher Produkte wie Lebensmittel, Kleidung und Kosmetik kommen und wie sie produziert wurden. Der Faire Handel sollte noch mehr in die Köpfe der Menschen. Nicht immer nur ‚billig billig‘; es sollte publik gemacht werden, wie ungesund das ist und in das Bewusstsein der Menschen sollte noch mehr eindringen, wie man mit dem Kauf von fairen Produkten Gerechtigkeit erzielen kann – jeder ein Wenig ergibt ein großes Ganzes!“

Mathis Weselmann

EIN FAIRER LEBENSSTIL IST MÖGLICH
FAIR BRINGT’S

In lässigem Fairwear Hoodie-Sweatshirt von ‚Armedangels‘ erzählt der Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkmanagement bei der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e.G., MATHIS WESELMANN, von Fairem Handel. Er sieht hier die Chance, Keimzellen aufzubauen. Wenn wenigstens ein paar Leute nicht mehr ums reine Überleben kämpfen müssen, hofft er, dass etwas entstehen kann, damit es vielen Leuten besser geht, wie zum Beispiel die Gründung einer Gewerkschaft. „Fairer Handel hier wie dort hat viel mit persönlichem Engagement zu tun.“ So wünscht sich der gewinnende junge Mann, dass ein jeder sein Kaufverhalten hinterfragt in Richtung „Was tut man mit seinem Lebensstil für oder gegen andere Menschen?“. Veränderungsschmerzen beim Konsumverhalten gehören dabei dazu, „aber sie vergehen sehr schnell, und dann bleibt vor allem ein gutes Gefühl.“

Herr Weselmann, warum und wie engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Damit es allen Produzent_innen in Ländern des globalen Südens besser geht, müssten wir alle erhältlichen Produkte aus Fairem Handel kaufen. Also kaufe ich all das, was möglich ist, fair ein. Auch politisch und im Beruf engagiere ich mich für Fairen Handel: Die Bildungsgenossenschaft ist Mitglied im Projekt „Göttingen wird fair“. Deshalb wird Fairer Handel auch bei unseren Mitgliedern promoted. Wir bieten ausschließlich fair gehandelten Kaffee an und unterstreichen in den Mitgliedsversammlungen, dass die Bildungsgenossenschaft auf fair gehandelte Produkte setzt und dass es schön wäre, wenn es mehr Kollegen unterstützen würden. Fairer Handel hat viel mit persönlichem Engagement zu tun – für die Außendarstellung des Bildungswerkes sehe ich das positiv.
Grundsätzlich sollte die Zielgruppe über den kleinen Kern der totalen Idealisten hinaus geöffnet werden.“

Was wünschen Sie sich für Fairen Handel?

„Die meisten Leute wollen sich nicht stundenlang damit beschäftigen, was nun wie fair gehandelt ist. Aber sie sollen klar erkennen, dass ich, wenn ich dieses Produkt kaufe, den Fairen Handel unterstützt habe.“

 

Nadine Eberhardt

FAIRES IN BISTRO UND KANTINE

DIE KUNST ZU LEBEN

In der Lebenskunst in Duderstadt ist auf leichte Art gesunder und bewusster Genuss garantiert. Nadine Eberhardt bereichert mit ihrem Team den attraktiven Bio-Treffpunkt in der Markstraße 23-25. Als ganzheitliche Gesundheitsberaterin transportiert sie auf inspirierend-anziehende Weise das Bewusstsein, dass wir so konsumieren sollten, dass weder Mensch noch Natur durch unseren Konsum ausgebeutet werden. Fairer Handel schließt diesen Kreislauf mit anderen Teilen der Welt. „Bereit zu sein, anfangs etwas mehr auszugeben, dafür aber für die eigene Gesundheit und für die der anderen Sorge zu tragen“, das wünscht sich die beherzte Jungunternehmerin für ihre Kund_innen.

Frau Eberhardt, wie kam es zur Eröffnung der ‚Lebenskunst‘ im Jahr 2010?

„Ich habe mich schon immer für gesunde Ernährung interessiert. So entstand die Idee, ein Kaffee mit Bioladen zu verbinden um auf leichte Art gesunden, bewussten Genuss zu vermitteln. Wichtig war und ist mir, jeden anzusprechen, nicht nur ökologisch überzeugte Kunden und Kundinnen. Auch die Wertigkeit der Lebensmittel soll hervorgehoben werden – das muss schon von außen sichtbar sein. Und es sollte ein Kommunikations- und Treffpunkt werden.“

Gibt es für Sie ein Vorbild im Fairen Handel?

„Ich bin offen für neue Projektideen, für Visionen. So kann ich mir vorstellen, kogi-Kaffee zu unterstützen: Hier versuchen Ureinwohner ihren Regenwald zu schützen und mit dem Erlös von Kaffee Land zurückzukaufen (http://www.cafe-kogi.com); eine Welt bei einer Tasse Kaffee fühlen mit dem Bewusstsein, dass man die Harmonie der Erde wieder herstellt, das ist eine tolle Vision und nachhaltig.“

Was wünschen Sie sich für Fairen Handel?

„Es wäre für alle Produkte wünschenswert, dass sie von A-Z fair gehandelt sind. Niemand würde dann ausgebeutet werden – weder die Natur noch die Menschen. Es sollte selbstverständlich sein, dass bei der Produktion auf die Ressourcen und die Produzenten und Produzentinnen geachtet wird; hier müssen auch regionale Produkte und ursprüngliches Saatgut genannt werden.

Ich wünsche mir also, dass die Menschen bereit sind, mehr auszugeben, weniger wegzuschmeißen und für die Gesundheit derer, die sich in dieser Kette befinden, Sorge zu tragen. Dabei spielt auch das globale Engagement der Firmen ein große Rolle.“

Anja Köchermann

FAIRES IN BISTRO UND KANTINE

DIE KUNST ZU LEBEN

Für Anja Köchermann, Fachdienstleiterin der Küchenbetriebe der Stadt Göttingen, stehen Gesundheit, Verbrauchererziehung, Konsumverhalten und Fair Trade an oberster Stelle: „Was ist richtig, was ist wichtig, und was ist wertvoll?“. Für die Produktion von Lebensmitteln sollen alle Produzent_innen angemessen entlohnt werden, und alle Menschen sollen sich bewusst mit ihrem Konsum- und Essverhalten auseinandersetzen. Der umsichtigen Ökotrophologin verdanken 28 Schulen, 21 Mensen und die Rathauskantine einen ausgeklügelten Speiseplan, der sie bestmöglich und wenn möglich mit regionalen und fairen
Lebensmitteln versorgt – dazu gehört auch ein Veggietag pro Woche.

Frau Köchermann, wie sehen Sie Ihre Vorbildfunktion?

„Ich denke, jeder hat eine gewisse Vorbildfunktion; jeder, der Akzente setzt und dahinter steht. Wir hinterfragen in den Küchenbetrieben: ‚Brauch ich wirklich Alles? ‘ Ich komme selbst aus der Landwirtschaft mit Einkochen, Einkellern usw. Ohne Zusatz von Geschmacks- oder Farbstoffen. Generell achten wir hier auf Klimaschutz beim Energieverbrauch und auf Nachhaltigkeit bzw. Abfallreduzierung. Doch es muss Leute muss geben, die das vor Ort umsetzen und sich den Themen voll und ganz annehmen. Ich setze mich dafür ein, Menschen darauf zu stoßen, sich mit ihrem Konsum und Essverhalten auseinanderzusetzen. Mein Lieblingssprichwort: „Nimm dir nur das, was du brauchst und verlass das Land wie du es vorgefunden hast“ Sprichwort der Arapaho (Indianervolk Nordamerikas).“
Vorbilder für mich sind Regina Begander vom EPIZ und die Landfrauen.

Was wünschen Sie sich für Fairen Handel?

„Ich wünsche mir generell mehr Wertschätzung für Lebensmittel. Wo das Essen herkommt bzw. wie viel Arbeit daran hängt interessiert viele Menschen leider nicht. Jeder soll für seine Arbeit angemessen entlohnt werden. Daher wünsche ich mir viele Menschen, die Produkte aus Fairem Handel kaufen.“

Albert Langner

FAIRE GASTRONOMIE

GUTE QUALITÄT LIEBT BIO LIEBT FAIR

Leckere Getränke und feinste Speisen in Bio- und Fair-Trade-Qualität können wir Göttinger_innen im Café INTI genießen. Hier umfängt uns der Zauber von Ferne, und bolivianisches Ambiente lädt zum Verweilen ein. Albert Langner, vielen bekannt aus seiner Zeit als Bioland-Landwirt, verbindet mit Bolivien nicht nur seine charmante Frau Gladys: Er hat bis 1991 als technischer Assistent für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED, heute GIZ) die Kleinbauern beim ökologischen Kaffeeanbau unterstützt. Seit nunmehr sieben Jahren verwöhnen die sympathischen Lebenskünstler ihre Gäste. Wieso Produkte aus Fairem Handel? „Wir möchten fair behandelt werden, also versuchen wir auch andere Menschen und die Natur, von der wir abhängen und der wir wieder etwas zurückgeben wollen, fair zu behandeln. Bio und fair gehören untrennbar zusammen“, so Albert Langner.

Bei seiner Arbeit in kleinbäuerlichen Strukturen mit Kooperativen von 30-100 Familien im Kaffeeanbau in Bolivien hatte Albert Langner Glück: „Dieser Kaffee war automatisch bio, weil weder Geld noch Wissen über Spritzmittel vorhanden waren. Die Kriterien für Fair Trade waren also komplett erfüllt.“ Seit seiner Rückkehr 1991 ist der extrem bewusst lebende Gastronom in kein Flugzeug mehr gestiegen. Bei Speisen und Getränken auch für seine Gäste zählt die gute, faire Bioqualität. Im Café INTI, benannt nach dem Sohn des Sonnengottes der Inka, wird afrikanischer, fair gehandelter Bio-Kaffee ausgeschenkt, um die afrikanischen Kaffeebauern zu unterstützen.

Herr Langner, was wünschen Sie sich – auch für Fair Trade?

„Fair Trade bereinigt das Gewissen. Aus der Entwicklungspolitik weiß ich, dass ein großer Konzern in einem Land mehr kaputt machen kann, als alle Fair Trade Organisationen Gutes tun. Die Veränderung müsste also von oben kommen…

Ebenso wie Philosophie und Buddhismus sind fair und bio untrennbar. Mit der inneren Einstellung vollzieht sich der Wandel.“

Gangander Singh Pannu

FAIRE GASTRONOMIE

GUTE QUALITÄT LIEBT BIO LIEBT FAIR

 

Gangander Singh Pannu, Inhaber von ‚India-Haus‘ (Indisches Speiselokal) vertritt Indien und wünscht sich, dass die Produzent_inen einen fairen Preis bekommen. Bisher bietet der zurückhaltende Inder mit tiefen Gedanken seinen Gästen neben köstlichen indischen Gerichten fairen Kaffee an, möchte aber, soweit möglich, in Zukunft auch Produkte aus Bioanbau und aus Fairem Handel verwenden. Gangan Pannu denkt global und will etwas tun. „Das gibt Hoffnung!“

Herr Singh-Pannu, wieso engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Auch wenn in Indien Kaffee eher weniger getrunken wird, interessiere ich mich sehr für Kaffee, dessen Anbau und für die Anbaubedingungen. Dass ich in meinem Restaurant Biokaffee ausschenke, mache ich aus Überzeugung. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, weiß ich, wie viel Mühen die Arbeit auf dem Land kostet, und das soll auch fair bezahlt werden. Daher will ich in naher Zukunft auch den Reis aus fairem Anbau beziehen. Hohe Qualität ist bei allen Küchenzutaten im ‚India-Haus‘ wichtigstes Kriterium.“

Was wünschen Sie sich für faire Produkte?

„Ich frage mich oft, ob z.B. Hilfsaktionen wirklich da ankommen, wofür sie bestimmt sind. So ist das auch mit dem Fairen Handel. Ich frage mich oft ‚Ist das wirklich fair?‘ Für mich fehlt es ganz klar an Transparenz. Dann würden, denke ich, auch mehr Leute faire Produkte kaufen. Und wieso muss das Produkt teurer sein? Ich finde es immer enttäuschend, wenn ich das Gefühl habe, Vertrauen wird missbraucht bzw. dass man abgezockt wird. Deshalb kaufe ich gerne bei CONTIGO, denn hier habe ich Vertrauen.“

Uwe Wittig

FAIRER KAFFEE FÜR DIE PAUSE

FAIRE KAFFEEZEIT

Zeitung lesen und eine duftend – dampfende Tasse Kaffee vor sich – nicht nur in Wiener Kaffeehäusern hat das Tradition, auch im Pressehaus Tonollo ist dies nun möglich. „Politisches Bewusstsein, sich ein Bild von der Welt machen und die Mini-Botschaft mit dem fairen Kaffee – damit kauft man ein gutes Gefühl, setzt Zeichen und schlägt eine Brücke, die allen gut tut“, so Uwe Wittig, Leiter des Pressehauses Tonollo.

Herr Tonollo, wieso engagieren Sie sich für Fairen Handel in Ihrer Filiale in der Göttinger Fußgängerzone?

„Ausschlaggebend war ein Umbau der Filiale im Jahr 2011 mit dem Ziel, die Verkaufsstelle attraktiver zu machen – dazu gehört auch der Fair gehandelte Kaffee; sprich etwas Neues anfangen, und ein Zeichen für Gutes setzen - und fair gehandelter Kaffee ist etwas Gutes! So bieten wir am Automaten den fairen „chaqwa“ Kaffee an, den wir über die Coca-Cola Company beziehen (http://www.chaqwa.de/kaffee_und_co/fair_trade.shtml). So tue ich mir etwas Gutes und anderen auch. Ich trinke aus Überzeugung auch privat fair gehandelten Kaffee.“

Was wünschen Sie sich für fairen Handel?

„Der Faire Handel sollte breiter aufgestellt sein. Früher konnte man nach dem Gottesdienst ein paar fair gehandelte Produkte kaufen, das ist heute glücklicherweise schon anders. Trotzdem. Auch die Symbolik hierfür muss mehr in den Alltag, mit kleinen und großen Aktionen, denn das macht etwas mit den Menschen – ob bewusst oder unbewusst wahr genommen.“

Eichsfeld - Gymnasium

FAIRER KAFFEE FÜR DIE PAUSE

 

FAIRE KAFFEEZEIT

 

Der Großteil des Kollegiums des Eichsfeld-Gymnasiums in Duderstadt trinkt im Lehrerzimmer fair gehandelten Kaffee. „Früher bekam man von der ‚Nicaragua Sandino Dröhnung‘ Magenschmerzen – heute trinken wir ihn, weil er schmeckt, gut bekömmlich und fair ist“. Initiiert von Kollege F. Ach und bezogen über den Duderstädter Weltladen genießen die Lehrkräfte seit vier Jahren den fair gehandelten Bio-Kaffee ‚la cortadora‘ von El Rojito im Lehrerzimmer. „Auch in Unterrichtsfächern wie ‚Politik Profil‘ spielt der Faire Handel eine wichtige Rolle – so ist es nur konsequent, ein gutes Zeichen im eigenen Kaffeekonsum zu setzen“, so die sympathischen Lehrer Jens Stumpf und Kai Schöbel im Interview.

Herr Stumpf, wieso kaufen und konsumieren Sie fair gehandelte Produkte – privat und im Lehrerzimmer?

Als Zeichen für globale Gerechtigkeit. Es wäre wünschenswert wenn alle Kinder weltweit zur Schule gehen könnten anstatt zur Arbeit um einen Großteil Teil des Familieneinkommens abzudecken. Aber wir machen uns keine Illusionen. Mit jedem Schluck Kaffee die Welt verbessern? Nein, das wohl nicht, aber wir tun etwas wie fair gehandelten Kaffee trinken und im Unterricht im Fach Politik ‚Profil‘ auf ungerechte Produktionsbedingungen hinweisen. Auch unsere Schülerfirma ‚Printpoeten‘ bietet bedruckbare Textilien aus fairem Handel an.

Herr Schöbel, was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

Offenheit und Motivation bei den Konsument_innen faire Produkte zu kaufen sind wichtige Faktoren. Auch der gute Geschmack muss bei den fairen Produkten stimmen. Außerdem sollten Fair-Trade-Produkte mit der Zeit gehen: So wünschen wir uns, soweit dies ökologisch vertretbar ist, in allen Supermärkten Coffee-Pads aus Fairem Handel, denn das benützen immer mehr Menschen.“

Daniela Ramb

FAIRE SCHOKOLADE

RICHTUNGSWECHSEL

Daniela Ramb schiebt als pädagogisch pastorale Mitarbeiterin der Katholischen Hochschulgemeinde viele Projekte mit ganzheitlichem, globalem und fairem Ansatz an. Dazu zählen Frauen- und Bildungsprojekte und der `Arbeitskreis Knast ́. Nachhaltigkeit bei allem Tun wird groß geschrieben. Deshalb engagiert sich die ambitionierte Göttingerin dafür, dass fair gehandelte Produkte größeren Absatz finden, gern auch an der Georg-August-Universität, wie es ein neues Projekt ins Auge fasst. „In unserer Wohlstandsgesellschaft muss ein Umdenken stattfinden!“

Frau Ramb, wie engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„In der KHG treibe ich Projekte voran, die ganzheitlich und global ansetzen. Die Studierenden kommen mit Projektideen auf die KHG zu, wie z.B. Guillermo: Seine Idee war, dass Studierende aus Ghana, Indonesien und Mexiko in ihrem Heimatland faire Bauern ausfindig machen sollten. Ergebnis war, dass nahezu alle Kleinbauern Verträge mit Nestlé abgeschlossen hatten. Hier wurde der Impuls gesetzt, sich Fairen Handelsorganisationen anzuschließen und sich so neu zu organisieren.“

Was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

„Unsere Wohlstandsgesellschaft, die sich jegliche Konsumgüter für so wenig Geld kaufen kann, müsste umdenken, denn es gibt so viele arme und hungernde Menschen, die nicht einmal faire Löhne bekommen. Ich wünsche mir viele Menschen, die mit mir dafür sorgen, dass Produkte aus Fairem Handel größeren Absatz finden. Denn so können die Produzent_innen von ihrer Arbeit leben und ihre Familien ohne ausbeuterische Kinderarbeit ernähren.“

MEXIKANER IN GÖTTINGEN E.V.

FAIRE SCHOKOLADE
RICHTUNGSWECHSEL

Die MEXIKANER IN GÖTTINGEN E.V. - hier wird gemeinsam vieles bewegt und ihr Ideenreichtum beeindruckt. Mit unermüdlichem Engagement und fröhlicher Leichtigkeit haben es die Mexikaner in Göttingen e.V. geschafft, ein Vorzeigenetzwerk aufzubauen. Im Vordergrund steht das „gute Landen“: Neu in Göttingen angekommene Mexikaner_innen sollen sich als Teil der deutschen Gesellschaft fühlen. Aber auch freundschaftliche Beziehungen zwischen Mexiko und Deutschland und anderen Kulturen aufzubauen ist Schwerpunkt. Sich für Fairen Handel zu engagieren ist logische Konsequenz: an der Fairen Woche teilnehmen, mit der Katholischen Hochschulgemeinde soziale Projekte in Mexiko unterstützen und an der europaweiten Bewegung „Make Chocolate Fair“ von INKOTA mitwirken. Der Kakaoanbau ist in vielen Ländern rund um den Äquator zentrale Einkommensquelle für viele Bauernfamilien. Unter welchen Bedingungen wird Kakao angebaut? Wie können wir der Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen entgegenwirken? Highlight hierzu war ein Schoko-Workshop zusammen mit Slow Food und ATCO im Weltladencafé mit Besucheransturm. „Die Leute sind interessiert und aufmerksam. Sie ändern ihr Verhalten!“, so Tania Garfías-Macedo.

Slow Food ist eine internationale, mitgliedergestützte Organisation und Vermittlerin in einem weltweiten Netzwerk, das sich für eine Änderung unseres Lebensmittelsystems engagiert (https://www.slowfood.de/ ). INKOTA agiert im Zusammenschluss unterschiedlicher, engagierter Menschen und Gruppen, die gemeinsam für eine gerechte Welt eintreten (https://www.inkota.de ).

Liebe Mexikaner in Göttingen, was treibt euch an?

„Unsere Aufklärungsbestrebungen bei der Schokolade richten sich ganz klar gegen Kinderarbeit.
Alle Aktionen rund um Kultur und Politik kommen in unserem Verein aus der Gruppe und werden von Menschen im Alter von 24-50, die Mexiko in ihrem Herzen tragen, gemeinsam auf die Beine gestellt. Glücklicherweise läuft die Finanzierung seit Anfang 2015 über den Verein und nicht mehr wie bislang über die Mitglieder.“

Was wünscht ihr euch für den Fairen Handel?

„Wir wünschen uns das Bewusstsein, dass man nicht Alles das ganze Jahr über haben kann. Zu saisonalem Konsum sollte man wieder zurück hinkommen – z.B. nicht immer meinen das ganze Jahr Erdbeeren essen zu müssen, wieso auch?“

FARZAD AHMADI-NAINI

EIS AUS FAIREM HANDEL

LECKER UND FAIRFÜHRERISCH!

Seit Juli letzten Jahres trifft man Farzad Ahmadi-Naini, manchen bekannt aus dem Blue Note, im Göttinger Kiosk in der Johannisstraße. Der sympathische Iraner hat eine 14-jährige Tochter. Shirin besucht das Theodor-Heuss-Gymnasium und hat ihren Vater auf das leckere Ben & Jerry’s Eis aufmerksam gemacht: Ben und Jerry starteten ihre Eisproduktion 1978 in einer umgebauten Tankstelle in den USA. Ihr Eis eroberte die ganze Welt. Seit 2000 gehört die Firma allerdings dem Unilever-Konzern und seit 2006 werden Zutaten aus Fairem Handel für das Eis verwendet – zu erkennen am Fairtrade-Siegel auf der Verpackung und auf der Eiskarte. „Fairer Handel bedeutet, dass jeder ein angemessenes Stück vom Kuchen abbekommt. Das Konzept des Fairen Handels hat im Kern mit der Frage nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zu tun. Niemand möchte etwas kaufen, bei dessen Herstellung jemand ausgebeutet wurde.“ (Jerry Greenfield, Mitbegründer von Ben & Jerry’s). Seither gibt es das coole Eis mit Zutaten aus Fairem Handel im Göttinger Kiosk. „Die Menschen im Süden leben schlecht, obwohl sie hart arbeiten. Dagegen will ich etwas tun!“ Schauen Sie mal vorbei im Göttinger Kiosk in der Johannisstraße!

Herr Ahmadi-Naini, wieso engagieren Sie sich für Fairen Handel mit Ben&Jerry’s Eis?

„Meine Tochter Shirin ist sehr ernährungsbewusst. Sie hat mir Alles über den Fairen Handel erzählt und so wollte ich auch in meinem Kiosk Produkte aus Fairem Handel verkaufen. Ich entschied mich für Ben & Jerry’s, weil meine Tochter es lecker findet – und ich auch! Ich zahle im Jahr 20 Euro Miete für die Truhe, innerhalb einer Woche hatte ich die volle Truhe hier stehen. Das Eis bezahle ich bei der Lieferung. Alle zwei Wochen kommt telefonisch die Nachfrage, ob ich etwas nachbestellen möchte. Ganz toll finde ich auch, dass man auf der Eistafel viele interessante Infos zu Fairem Handel bekommt. Das Eis ist zwar teuer, aber dafür sind alle Rohstoffe, die aus fairem Handel erhältlich sind, sicher aus Fairem Handel wie Schokolade, Kaffee, Zucker und Vanille. Ich fände es gut, wenn viele dieses Eis verkaufen würden. Also wenn jemand wissen möchte, wie ich das Eis beziehe, freue ich mich auf Besuch im Göttinger Kiosk in der Johannisstraße.“

Macadamiafans

SCHÜLER_INNEN AUFGEPASST!

 

EINFACH WELT:KLASSE!

 

Schon mal die Macadamianüsse der macadamiafans gegessen? Schon mal richtig geplättet gewesen vom Engagement von Lehrer_innen und Schüler_innen in einer innovativen Wertschöpfungskette? Nein? Dann müsst ihr die Schülerfirma Macadamiafans kennenlernen! Dieses Geschäftsmodell ohne Zwischenhändler bringt nur Vorteile: die Kleinbauern profitieren durch einen angemessenen Verdienst, die Natur wird geschont, und ihr bekommt Bio-Nüsse, die günstig, lecker und gesund sind. Die Überschüsse aus dem Schülerverkauf kommen der Welt:Klasse Göttingen zugute: Schülerteams aus der Region Göttingen machen vierwöchige Lernerfahrungen in China! „Erst war die Reise der Motor, jetzt haben wir Spaß daran, viel über Marktwirtschaft und Handel zu lernen, Gutes und Sinnvolles zu tun“, so Paula von den macadamiafans. Es gibt noch vieles, was sich die Welt:Klässler für den Fairen Handel wünschen, z.B. beim Einkauf mehr darauf achten, woher die Produkte kommen und wie sie hergestellt werden. Letztendlich kann nur der/die Konsument_in durch sein Kaufverhalten etwas ändern. Größeres Interesse am Fairen Handel könne auch durch die Verankerung im Schulalltag entstehen, so die macadamiafans.

Liebe macadamiafans, hat der Verkauf der Macadamianüsse eine Auswirkung auf euer Konsumverhalten?

„Wir lernen viel über innovative Wertschöpfungsketten. So entsteht ein Bewusstsein, welche Konsequenzen unser Konsumverhalten hat.“

Was ist euch macadamiafans wichtig?

„Durch die Tätigkeit bei den macadamiafans können wir uns aktiv für den Fairen Handel engagieren. Auch die Teilnahme an Wettbewerben, an Konferenzen und ein Teil der Welt:Klasse zu sein erfüllt uns und eröffnet vielseitige Möglichkeiten neue Erfahrungen zu sammeln.“

Was wünscht ihr euch für den Fairen Handel?

„Wir tragen zur Transparenz im Fairen Handel bei, klären auf, sodass genau nachverfolgt werden kann, woher unser Produkt kommt. Wir wünschen uns auf allen Ebenen mehr Transparenz und dass geregelt wird, wieviel die Zwischenhändler an einem Produkt verdienen dürfen – vor allem im Vergleich zum Verdienst derer, die hart dafür geschuftet haben. Es sollte auch klar gekennzeichnet sein, was ‚drin‘ ist, um besser entscheiden zu können, was man kauft und was nicht – auch bei Kleidung. Wir wünschen uns also eine offene und transparente Kennzeichnung. Einkaufsritual sollte sein, mehr darauf zu achten, woher die Produkte kommen und wo bzw. wie sie hergestellt wurden. Außerdem wünschen wir uns, dass der Faire Handel im Schulalltag verankert wird, z.B. im Fach Ernährung. Auch Partnerschaftsprojekte sind eine der effektivsten Formen um ein Bewusstsein für gesellschaftliche Veränderungsprozesse zu schaffen.“

Hainberg - Gymnasium

ENGAGEMENT AN DER SCHULE

FAIR MACHT SCHULE

Das Hainberg-Gymnasium ist seit 1993 UNESCO-Projektschule. Themen wie Menschenrechte, Armutsbekämpfung, Toleranz sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung sind Unterrichtsstoff und Inhalte von Projektarbeiten. Die Welt:Klasse gehört dazu, bilingualer Unterricht, die nachhaltige Schülerfirma „macadamiafans Göttingen“, Schulklamotten aus Fairem Handel und ein Kaffeeautomat im Lehrerzimmer, der seit 2008 den Schümli-Kaffee von El Puente zubereitet. Viele Schulprojekte wurden bereits mit Preisen ausgezeichnet – zu verdanken unter anderem den tatkräftigen Lehrerinnen Angelika Reese und Monika Kleineberg.

Frau Kleineberg, wie können wir uns die Reise nach China vorstellen und was ist die Welt:Klasse?

„Vier Schüler_innen aus dem gesamten Jahrgang 10 fahren ohne Lehrer_in nach China aufs Land in die Nähe von Dali in den Südwesten. Sie wohnen bei Gastfamilien und wirken mit dortigen Studenten an der Aufforstung von Wäldern mit. Eine Videokonferenz lässt die Daheimgebliebenen an dieser Erfahrung teilhaben. Die Stiftung Welt:Klasse kümmert sich um den Flug, die Betreuung aber auch um die Finanzierung.

Auch die Vernetzung mit Welt:Klassen bzw. macadamiafans anderer Schulen ist toll: So gibt es mit den macadamiafans in Gröbenzell eine Videokonferenz, um die Produktion der Macadamia-Nüsse live zu erleben, denn deren Schüler_innen besuchen die Produzentenfamilien der Macadamia-Nüsse in Kenya.“

Frau Reese, wie engagieren Sie sich mit den Schüler_innen für Fairen Handel?

„Unsere Schülerfirma macadamiafans bezieht die Makadamia-Nüsse 100% fair mit transparenter Wertschöpfungskette: 2,50 Euro pro Packung bekommen die macadamiafans (für die Reise nach China), der Rest teilt sich auf in Transport, Verpackung und Lohn der Produzent_innen. Außerdem beziehen wir unsere gesamten Schulklamotten aus Fairem Handel. Wir denken hier über eine zweite Schülerfirma als weiteres nachhaltiges WPU (Wahlpflichtunterricht) -Fach nach. Der Faire Handel und Bildung für nachhaltige Entwicklung spielt in viele Bereiche unserer Schule mit hinein.“

Doreen Fragel

ENGAGIEREN UND NETZWERKEN - VOLLE KRAFT VORAUS

Doreen Fragel hat wertvolle Ideen, ist kommunikativ und erfolgreiche Netzwerkerin. Ihr Motto: Realität, Vision und Nachhaltigkeit selbstverständlich verbinden. Die Volljuristin leitet seit fünf Jahren die Energieagentur Region Göttingen. Der gemeinnützige Verein widmet sich Klimaschutzinhalten und bietet kostenlose Beratungen zur Haushalts-, Gebäude- und Solarenergie an. Die energievolle Göttingerin bringt viel in Bewegung, was die Menschen bewegt. Dazu zählt im Privaten z.B. die Teilnahme an der „Solidarischen Landwirtschaft“ in Landolfshausen. Auch in der Energieagentur werden regionale Erzeugnisse und Produkte aus Fairem Handel konsumiert. „Unsere Intention ist, immer den Bogen zur Nachhaltigkeit zu spannen.“ Doreen Fragel wünscht sich für Fairen Handel noch mehr Aufgeschlossenheit der Konsument_innen und einen breiteren Auftritt vom Fairen Handel, z.B. im Supermarkt. Auf die neuen Netzwerkprojekte von Doreen Fragel dürfen wir gespannt sein!

Frau Fragel, wieso engagieren Sie sich für Fairen Handel?

„Mein Motto ist: Realität, Vision und Nachhaltigkeit selbstverständlich zu verbinden. Es ist schön zu sehen, wenn Menschen unterschiedlichster Schichten die Idee wie z.B. fair gehandelten Kaffee zu trinken, annehmen oder Milch vom Hof trinken und begeistert sind. Die Frage ist: Wie erreiche ich Menschen, die bisher vom Fairen Handel bzw. davon, faire Produkte zu kaufen, noch nicht überzeugt sind? Hier spielt die Vorbildfunktion eine große Rolle. Nicht nur in der Familie. Fair bedeutet in Bezug auf Konsum für mich aber auch, regionale Produkte zu konsumieren bzw. fair lokal und global zu sehen. So fungiert momentan unsere Garage als Lagerplatz für Kartoffeln aus der Solidarischen Landwirtschaft. Das ist schön!“

Was wünschen Sie sich für den Fairen Handel?

„Dass mehr Menschen dafür offen bzw. aufgeschlossen sind. Auch die Kommunikation in den Supermärkten muss ausgebaut werden da man hier sehr viele Menschen erreicht. Auch sollte noch breiter gezeigt werden, was Fairer Handel heißt. Eine Möglichkeit sind Projekte mit Netzwerken. Außerdem wünsche ich mir mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt für Klamotten aus Fairem Handel.“

Zurück